Triggerwarnungen in Büchern – Braucht dein Buch eine Inhaltswarnung?
Bestimmt sind dir schon einmal Triggerwarnungen in Büchern aufgefallen: kurze Hinweise, die vor sensiblen Inhalten warnen. Aber brauchst du so etwas auch für dein eigenes Buch? Hier sind ein paar Informationen, die dir helfen können, diese Entscheidung bewusst zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Triggerwarnungen?
Triggerwarnungen (kurz: „TW”, auch „content note” zu Deutsch: „Inhaltswarnungen”) sind kurze Hinweise auf emotional herausfordernde und potenziell belastende Themen wie zum Beispiel (aber nicht ausschließlich) Gewalt, Missbrauch, Diskriminierung oder psychische Erkrankungen. Sie sollen Leser*innen helfen, sich auf schwierige Themen vorzubereiten oder sich bewusst dafür oder dagegen zu entscheiden, ein bestimmtes Buch zu lesen oder zu kaufen.
In Filmen oder Serien sind solche Hinweise längst üblich, in der Buchwelt ist das bislang nicht verpflichtend, aber immer häufiger anzutreffen. Viele Verlage und Selfpublisher*innen nutzen Inhaltswarnungen, um sensibel mit den Grenzen ihrer Leser*innen umzugehen.
Sind Triggerwarnungen in Büchern notwendig?
Das Thema Triggerwarnungen in Büchern wird in den letzten Jahren vielseitig diskutiert. Befürworter*innen betonen, dass Triggerwarnungen Transparenz schaffen und Leser*innen einen selbstbestimmten Umgang mit Literatur ermöglichen. Sie zeigen Empathie und Rücksicht, besonders gegenüber Menschen mit traumatischen Erfahrungen, und tragen zu einem bewussteren Leseerlebnis bei.
Kritiker*innen wiederum sehen in ihnen eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit. Besonders im Zusammenhang mit Sensitivity Reading, dem sensiblen Gegenlesen von Texten, wird argumentiert, dass Literatur gerade dazu da sei, zu konfrontieren und herauszufordern, statt potenziell belastende Inhalte zu vermeiden. Ob Triggerwarnung bei den Leser*innen letzten Endes wirklich dazu beitragen, dass man sich weniger mit bestimmten Themen auseinandersetzt oder gezielt meidet, ist nicht auszuschließen. Allerdings ist das Ziel von Triggerwarnungen nicht, Leser*innen davor zu warnen, sich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen, sondern Informationen bereitzustellen. So erhalten sie die Möglichkeit, individuell und selbstbestimmt zu entscheiden, wie sie sich mit diesen Inhalten auseinandersetzen möchten.
Ein weiterer umstrittener Aspekt bei Inhaltswarnung ist, dass ein sogenannter „Nocebo Effekt” entstehen kann, sozusagen ein negativer Placebo Effekt. Das bedeutet, die Triggerwarnung kündigt den Lesenden an, dass sie beim Lesen getriggert werden könnten. Das führt dazu führt, dass diese eine negative Erwartungshaltung haben, die dann zur Wirklichkeit wird und möglicherweise ohne Triggerwarnung nicht passiert wäre.
Auch über die Platzierung der Triggerwarnung gibt es verschiedene Meinungen. Ein Klappentext reicht meist nicht aus, um potenziell triggernde Themen angemessen und deutlich hervorzuheben, weshalb zu expliziten Triggerwarnungen gegriffen wird. Häufig steht so eine Inhaltswarnung gleich am Anfang eines Buches, wo sie nicht übersehen werden kann. Einige sehen dies als mögliche Quelle für Spoiler, was das Leseerlebnis der Leser*innen beeinträchtigen könnte.
Trotz dieser Einwände nutzen immer mehr Verlage und Selfpublisher*innen Triggerwarnungen als Teil einer achtsamen und verantwortungsvollen Publikationskultur. Denn richtig eingesetzt, drücken sie Respekt vor den Grenzen der Leser*innen aus und helfen, unvorhergesehene Belastungen zu vermeiden.
Natürlich braucht nicht jedes Buch eine Inhaltswarnung, aber wer sie nicht benötigt, kann sie einfach überblättern. Entscheidend ist, die Möglichkeit zu schaffen, sich bewusst für oder gegen bestimmte Themen zu entscheiden und den Leser*innen dafür so gut es geht die notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen.
Inhaltswarnungen in Dark Romance
Triggerwarnungen beschränken sich nicht nur auf ein bestimmtes Genre, sondern können in jedem Buch, von Krimi bis Fantasy hin zu Romance, vorkommen, da die Themen, die in einer Triggerwarnung aufgegriffen werden, breit gestreut sind und in jeder Geschichte auftauchen können. Beispielsweise kann es in einem Jugendbuch um Mobbing in der Schule gehen oder es gibt einen Todesfall in der Familie der Hauptfigur eines Liebesromans.
Dennoch gibt es bestimmte Genres, bei denen das Genre bereits darauf hindeutet, dass es potenziell triggernde Themen behandelt, z. B.: Krimis, (Psycho-)Thriller, Horror und, ein neueres und sehr populäres Beispiel für die Verwendung von Triggerwarnungen: Dark Romance. In diesem Genre könnte man Inhaltswarnungen fast schon als Standard ansehen. Wie der Name schon verrät, spielt es mit düsteren Themen wie Machtgefällen, emotionalen Abhängigkeiten oder gewaltsame Auseinandersetzungen. Natürlich kann man nicht pauschal sagen, dass jedes Dark Romance Buch sich mit sensiblen Themen auseinandersetzt, dennoch gehören solche Themen oft zur Handlung. Umso wichtiger ist es hier, Inhaltswarnungen klar und sensibel zu formulieren.
Wie entscheidest du, als Selfpuslisher*in, ob dein Buch eine Inhaltswarnung braucht?
- Sprich mit anderen Autor*innen und hole dir Feedback aus der Community.
- Frage Testleser*innen, ob sie sich an bestimmten Stellen unwohl fühlten.
- Wenn du unsicher bist, gilt meist: Lieber Vorsicht als Nachsicht.
Würdest du dich gerne mit anderen Autor*innen und Selfpuplishern vernetzen? Wir erklären dir wie Netzwerken funktioniert und geben dir hilfreiche Tipps und Ideen an die Hand, mit denen du neue Kontakte in der Branche knüpfst.
So formulierst du eine Triggerwarnung
Wenn du dich dazu entschieden hast, eine Triggerwarnung für dein Buch zu verfassen, sind hier ein paar Vorschläge, wie du diese formulieren und auf dein Buch anpassen kannst. Überlege dabei, was dir selbst beim Lesen helfen würde.
In der Regel stehen Triggerwarnungen am Anfang eines Buches, wo sie gut sichtbar sind, ohne den Lesefluss zu unterbrechen. Wenn du befürchtest, dass eine Triggerwarnung am Anfang Spoiler für dein Buchplot beinhaltet, kannst du einen Hinweis auf Triggerwarnungen an den Anfang schreiben und anschließend die genauere Inhaltswarnung in den Anhang schreiben oder auf deiner eigenen Autor*innen Webseite platzieren.
Wichtig: die Triggerwarnung selbst sollte die Themen lediglich sachlich und präzise nennen, ohne sich in Details zu verlieren, damit die Triggerwarnung selbst nicht verstörend auf die Leser*innen wirkt.
Beispiele für Triggerwarnungen in einem Buch
1. Überschrift:
- Triggerwarnung
- Inhaltswarnung
- Inhaltshinweis
2. Eine präzise Auflistung der sensiblen Themen, die im Buch vorkommen:
- Dieses Buch enthält Darstellungen von [Auflistung der Themen]. Explizite Darstellungen von [Auflistung der Themen] z. B. Gewalt, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen, Suizidgedanken, Krieg, Mobbing, Nahtoderfahrungen, Ertrinken etc.
3. Etwas umschreibender:
- Dieses Buch thematisiert [Auflistung der Themen].
- Dieses Werk enthält Darstellungen, die für manche Leserinnen und Leser emotional herausfordernd sein können. Themen: [Auflistung der Themen].
4. Stilistisch passend zum Inhalt:
- Roman: In diesem Kapitel öffnet die Protagonistin Türen, die sie viele Jahre abgeschlossen ließ. Es geht um familiäre Konflikte, emotionale Manipulation und Angststörungen. Bitte beachte das, bevor du das Buch liest und mit unserem Hauptcharakter durch diese Tür trittst.
- Fantasy: Auf den folgenden Seiten wird ein Kampf zwischen Gut und Böse beschrieben, der weder ehrenhaft noch sauber verläuft. Es gibt körperliche Auseinandersetzungen, Nahtoderfahrungen, Todesfällen und expliziter Sprache. Wenn Gewalt oder lebensbedrohliche Situationen belastend für dich sind, überlege dir bitte gut, ob du bereit dafür bist am Kampf gegen das Böse teilzunehmen.
- Liebesroman: Dieses Buch begleitet zwei Menschen durch eine Phase, in der Liebe und Schmerz unentwirrbar miteinander verbunden sind. Du findest toxische Beziehungsdynamiken, explizite Sprache und emotionale Manipulation in ihrer Geschichte wieder. Bitte überlege, ob du dich in der richtigen Verfassung fühlst, diese Beziehung aus nächster Nähe mitzuerleben.
5. Appell an die Leser*innen:
- Bitte lies dieses Buch nur, wenn du dich momentan emotional dazu in der Lage fühlst.
- Bitte lies achtsam und achte auf deine Grenzen.
- Bitte lies achtsam, wenn dich diese Themen belasten könnten.
Außerdem kannst du noch auf Anlaufstellen und Hilfsangebote für die jeweiligen Triggerthemen verweisen.
Fazit
Ob du eine Triggerwarnung nutzt, bleibt letztlich deine Entscheidung. Aber sie zeigt Rücksicht, Empathie und Verantwortungsbewusstsein, was viele Leser*innen zu schätzen wissen. Außerdem ermöglicht du mit einer klaren, sensiblen Inhaltswarnung einen selbstbestimmten Umgang mit Literatur und trägst dazu bei, dass Bücher ein sicherer Ort für alle bleiben.
Häufige Fragen zum Thema Triggerwarnungen in Büchern
Eine Triggerwarnung in einem Buch ist ein kurzer Hinweis (meist am Anfang), der auf potenziell belastende oder traumatisierende Inhalte aufmerksam macht. Diese Übersicht soll die Leser*innen informieren und ihnen ermöglichen, sich auf solche Inhalte vorzubereiten und bewusst zu entscheiden, ob sie das Buch zu lesen oder nicht.
Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Themen, die in einer Triggerwarnung angemerkt werden können. Da jeder Mensch diese Themen individuell wahrnimmt, hat eine Triggerwarnung keine Garantie auf Vollständigkeit. Im Allgemeinen geht es dabei um sensible, emotional herausfordernde Themen, wie beispielsweise: Gewalt, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen, Suizidgedanken, Krieg, Mobbing, Nahtoderfahrungen, Ertrinken etc.
Nein, Triggerwarnungen in Büchern sind gesetzlich nicht verpflichtend, werden aber immer häufiger verwendet, um respektvoll mit den Grenzen der Leser*innen umzugehen.
Triggerwarnungen können in allen Genres und Büchern vorkommen. Besonders üblich, aber nicht ausschließlich, sind sie in Genres, die düstere oder sensible Themen behandeln, wie: Krimis, (Psycho-)Thriller, Horror und Dark Romance.
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