Storytelling: Aufbau einer Geschichte
Storytelling, zu Deutsch “Geschichten erzählen”, begleitet uns unser ganzes Leben. Als Kinder bekommen wir Geschichten erzählt, später lassen wir unserer Kreativität freien Lauf und denken uns selbst Geschichten aus. Jede Story sollte einer Handlungsstruktur folgen. Dieses Gerüst hilft dem Leser oder der Leserin, der Geschichte besser folgen zu können und sie somit besser zu verstehen. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Strukturen beim Storytelling etabliert. Hier aufgelistet findest du eine Übersicht der wichtigsten Plotmuster.
Inhaltsverzeichnis
Die Drei-Akte-Struktur
Sicherlich ist dir noch aus der Schulzeit bekannt, dass eine Geschichte in drei Akte untergliedert werden kann. Diese Art des Storytellings bietet dir viel Raum für Handlungsmöglichkeiten. Sie benötigt weniger Zeit und ist detailärmer als andere Methoden.
Einleitung: Am Anfang der Geschichte sollten deine Hauptcharaktere, deren Motive, der Ort sowie der zentrale Konflikt eingeführt werden.
Hauptteil: In der fortschreitenden Handlung spitzt sich der Konflikt immer weiter zu. Am Höhepunkt des Konflikts angekommen, nimmt dieser Überhand und der Protagonist oder die Protagonistin erleidet den Tiefpunkt der Geschichte.
Schluss: Zu guter Letzt schafft es die Hauptfigur, den Konflikt aufzulösen und den Tiefpunkt zu überwinden. In diesem Teil der Geschichte sollten noch offene Fragen beantwortet werden, um dem Lesepublikum ein zufriedenstellendes Ende zu präsentieren.
Als Überleitung zum nächsten Akt kann ein Wendepunkt eingebaut werden. Das könnte ein besonders wichtiges oder auch sehr überraschendes Ereignis sein. Während Einleitung und Schluss ca. 25% der Story einnehmen, macht der Hauptteil etwa 50% deines Werkes aus.
Die W-Plotmethode
Eine der kürzeren Methoden, die eine Geschichte aufbauen, ist die W-Plotmethode. Diese hat lediglich fünf Handlungspunkte (Beats) und ist angelehnt an die Drei-Akt-Struktur. Mit gleich zwei Wendepunkten ist sie besonders dafür geeignet, um die Herausforderungen und Entwicklungen eines Protagonisten oder einer Protagonistin übersichtlich darzustellen.
Auslösendes Ereignis: Zu Beginn der Geschichte steht ein Ereignis, dass die Hauptfigur aus seiner gewohnten Welt reißt und die Haupthandlung anstößt. Dieses Ereignis führt ein Problem ein, das das Ziel der Figur stört und sie muss ihre Komfortzone verlassen, um es zu lösen
Erster Wendepunkt: Auf seinem Weg trifft der Hauptcharakter auf ein Hindernis, das seine Pläne durchkreuzt und die Richtung der Handlung verändert. Daraufhin entwickelt er einen neuen Plan, erholt sich von seinen Rückschlägen, passt seine Strategie an und hat sein Ziel weiter im Blick.
Zweites auslösendes Ereignis: Ein weiteres bedeutendes Ereignis tritt auf und verändert die Handlung erneut. Die Probleme des Protagonisten bzw. der Protagonistin vertiefen sich weiter. Das führt dazu, dass das Erreichen eines bestehenden Ziels erschwert wird. Es bietet sich auch an, ein neues Ziel in die Geschichte mit einzuführen. Die Spannung steigt und die Hindernisse werden größer.
Zweiter Wendepunkt: Alles scheint verloren, und der Hauptcharakter sieht keinen Weg, sein Ziel zu erreichen. Es ist der emotionale Tiefpunkt der Geschichte und der dunkelste Moment, in dem der Protagonist verzweifelt auf der Suche nach neuer Hoffnung und einer Lösung für seine Probleme sucht.
Auflösung: Schließlich findet der Protagonist bzw. die Protagonistin einen Weg, das zentrale Problem zu lösen, und braucht dafür all seine bzw. ihre neu gewonnenen Erkenntnisse und Fähigkeiten. Das Ende der Geschichte zeigt, wie die Welt nun aussieht und wie sich die Hauptfigur durch die Reise verändert hat.
Die Vier-Akte-Struktur
Eine Erweiterung der Drei-Akte-Struktur stellt die Vier-Akte-Struktur dar. Neben der Einleitung, dem Höhepunkt und der Auflösung lässt sich hier die “Reaktion” finden, welche das Modell um eine Stufe ergänzt. Zwischen den Akten helfen Überleitungen dabei, deine Geschichte zu verfeinern.
Einleitung: Die Hauptfiguren, die Umgebung und der zentrale Konflikt werden eingeführt, um die Leser*innen ins Geschehen zu ziehen. Nach einem auslösenden Moment überlegt die Figur, ihre gewohnte Welt zu verlassen und sich einem Abenteuer zu stellen. In Überleitung 1, zwischen Einleitung und Reaktion, zweifelt die Hauptperson noch daran, das Abenteuer anzugehen. Schlussendlich wagt sie den Schritt jedoch.
Reaktion: Der Protagonist bzw. die Protagonistin stellt sich dem Abenteuer, lernt neue Regeln und bereitet sich vor. Während er oder sie die eigenen Fähigkeiten verbessert, spitzen sich die Probleme immer weiter zu. Am Mittelpunkt der Geschichte gibt es eine große Wendung, die zu neuen Herausforderungen führt – beispielsweise eine neue Bedrohung oder eine Wahrheit, die alles verändert.
Aktion: Der Konflikt eskaliert und die Hauptfigur muss selbst aktiv eingreifen, da Reaktionen nicht mehr ausreichen. Sie mobilisiert ihre Kräfte, um die drohende Niederlage abzuwenden. Zwischen Aktion und Auflösung (Überleitung 2) erlebt die Figur einen Tiefpunkt, bei dem alles verloren scheint.
Auflösung: Der Tiefpunkt wird überwunden und es kommt zum großen Finale mit einem Sieg, einer Niederlage oder einem offenen Ende der Geschichte.
Die Fünf Akte nach Freytag
Noch genauer gibt die Fünf-Akte-Struktur vor, was, wann und wie etwas in der Handlung geschieht. Der deutsche Dramatiker und Romanautor Gustav Freytag entdeckte dieses Handlungsmuster in Dramen von Shakespeare und im antiken Griechenland.
Exposition: In der Exposition werden wieder alle Hauptfiguren, Spieler und Gegenspieler, Örtlichkeiten sowie der Auslöser für den Konflikt dargelegt. Dieser muss jedoch nicht immer offensichtlich sein.
Handlungssteigerung: Weitere Komplikationen kommen hinzu, welche die Lösung des Konflikts verhindern und die Handlung in Bewegung bringen.
Klimax: Der Höhepunkt ist der spannendste Teil der Geschichte. Wie beim Drei- und Vier-Akter wird die Handlung und der Konflikt auf die Spitze getrieben.
Handlungsabfall: Die Spannung wird allmählich abgebaut und Nachwirkungen des Höhepunktes offenbart.
Denouement/Auflösung: Nach dem Abfall der Handlung wird der Konflikt endlich aufgelöst. Manchmal wird auch eine Moral der Geschichte oder eine Lektion übermittelt.
Die Sieben-Punkte-Struktur
Eine weitere Struktur für das Storytelling ist die Sieben-Punkte-Struktur, die im Grunde genommen auch eine erweiterte und ausführlichere Version der Drei-, Vier- und Fünf-Akte-Struktur ist. Sie wurde von Dan Wells entwickelt, der für seine Horror- und Science-Fiction-Werke Berühmtheit erlangt hat.
Aufhänger: Der Aufhänger ist das Gegenteil der Auflösung (7.), also die Aufbereitung des Konflikts. Es werden auch hier wieder die Protagonisten sowie das Umfeld vorgestellt.
Erste Wendung: In diesem Abschnitt wird der Konflikt offenbart. Neue Aspekte verändern das Geschehen, die Hauptfigur und ihre Umwelt.
Erster Kniff: Aufgrund einer negativen Situation werden die Protagonist*innen zur Reaktion animiert. Der Konflikt kann jedoch noch nicht gelöst werden. Die Gesamtsituation wird brenzliger.
Mittelpunkt: Die Lage spitzt sich weiter zu, sodass die Figuren nun aktiv handeln (müssen).
Zweiter Kniff: Die Situation wird zunehmend schlimmer. Der erste Versuch den Konflikt zu lösen geht schief, weshalb kaum mehr Hoffnung bleibt.
Zweite Wendung: Die Hauptfigur erlebt einen wichtigen Entwicklungsschritt, z. B. in Form einer Idee bzw. einer Erkenntnis. Eine andere Möglichkeit ist es, einen helfenden Gegenstand oder helfende Personen in die Handlung einzubringen.
Auflösung: Der Hauptkonflikt wird aufgelöst.
Es kann bei dieser Art des Storytellings hilfreich sein, zuerst den siebten Punkt, die “Auflösung”, zu verfassen und danach erst den “Aufhänger” zu schreiben, da beide das genaue Gegenteil des jeweils anderen darstellen.
Die Heldenreise
Das Schema der Heldenreise nach Vogler ist auch die Basis sämtlicher erfolgreicher Hollywood-Filme wie Star Wars oder Harry Potter. Die Zuschauer*innen bzw. Leser*innen sind also mit dem Ablauf vertraut und besonders offen gegenüber dieser Storytelling-Weise. Im Mittelpunkt steht – na klar, wer sonst – der Held bzw. die Heldin.
Die gewohnte Welt: Der Held lebt in seiner Alltagswelt und ist damit mehr oder minder zufrieden. Meist ist er ein Außenseiter, vielleicht ein Waisenkind, und merkt, dass es “da draußen” noch mehr geben muss. Seine Ängste oder Sehnsüchte werden gezeigt und welcher Mangel in seiner gewohnten Welt existiert. Beispiele sind der Mangel an etwas Aufregendem oder auch an Anerkennung und Liebe. In der gewohnten Welt findet nur ein kurzer Moment der Handlung statt, da danach die neue Welt erkundet wird.
- Der Ruf zum Abenteuer: Der Missstand in der alten Welt und ein erster Einblick in die Fremde regen ihn an, über den Aufbruch in ein Abenteuer nachzudenken.
- Die Verweigerung des Rufs: Da der Held gelernt hat, Risiken zu vermeiden, will er den Ruf nach dem Abenteuer ignorieren. Auch andere Figuren oder Umstände versuchen ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Gleichzeitig ist er sich aber bewusst, dass er dem Ruf folgen muss, wenn er seine Träume verwirklichen möchte.
- Begegnung mit dem Mentor: Neben “Möchtegern-Mentoren” trifft der Held auf seinen wahren Mentor, der ihm ohne Hintergedanken und Ansprüche mit Rat und Tat zur Seite steht und beide Welten kennt.
- Überschreiten der ersten Schwelle: Das Überschreiten der ersten Schwelle erfordert Mut und Willenskraft. Danach gibt es für den Helden kein Zurück mehr. Die neue Welt unterscheidet sich sehr von der alten.
Bewährungsproben, Verbündete, Feinde: Der Held muss die Regeln der neuen Welt lernen sowie wer Freund und wer Feind ist. Er muss sich erst noch orientieren und experimentiert mit seiner Rolle, wodurch er zum Risiko anderer wird. Der Held muss sich außerdem seiner Angst stellen, die ihm anfangs Probleme bereitete.
Vordringen in die tiefste Höhle: Der Held entwickelt ein Verständnis für das “große Ganze”. Er kennt die neue Welt nun besser und steht nicht nur seinem Erzfeind und Gegenspieler gegenüber, sondern erkennt auch seinen größten inneren Feind.
Entscheidungskampf: Dies ist der Wendepunkt der Geschichte, der die größte Veränderung mit sich bringt, welche nicht rückgängig gemacht werden kann. Beim Spiel gegen Leben und Tod tritt der Held auch seiner “dunklen Seite” gegenüber und verliert.
Belohnung und Ergreifen des Schwerts: Nach der “Wiedergeburt” blickt der Held zufrieden und selbstgestärkt auf das Geschehene zurück.
Rückweg: Mit seinen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen kehrt der Held verändert zurück in die alte Welt. Dieser Rückweg wird in Hollywood-Filmen oftmals durch ein Wettrennen gegen die Zeit oder eine spannende Verfolgungsjagd inszeniert. Randfiguren werden unter Umständen geopfert.
Erneuerung/Verwandlung: Alle positiven Eigenschaften des Helden verbinden sich mit dem Gelernten. Im letzten Kampf geht es nicht wieder nur um sein Wohlergehen, sondern um das seiner ganzen Welt.
Rückkehr mit dem Elixier: Das Elixier besteht aus der Integration des Gelernten in den Alltag des Helden. Es bereichert und vereinfacht das Leben. Die Aufgabe wurde vom Helden bewältigt.
Das Story Spine
Der Aufbau einer Geschichte nach dem Story Spine Modell beginnt mit lediglich acht Sätzen und ist somit recht simpel. Diese Storytelling-Methode kann also bei jeder Art von Erzählung angewendet werden. Es geht dabei darum, die grundlegende Handlung der Geschichte zu entwickeln. Hierzu werden die folgenden Satzanfänge vervollständigt:
Es war einmal… Zu Beginn der Geschichte wird der Status Quo dargestellt. Die Hauptfigur und ihre Welt werden vorgestellt.
Jeden Tag… Der normale Alltag und das Leben der Figur werden beschrieben, um ihre Ausgangssituation und Routine zu verdeutlichen.
Aber eines Tages… Ein unerwartetes Ereignis tritt ein und dient als Auslöser für Veränderung.
Deshalb… Der Protagonist oder die Protagonistin reagiert auf das Ereignis und wird mit ersten Herausforderungen konfrontiert, wodurch die Handlung vorangetrieben wird.
Deshalb… Die Konsequenzen und Herausforderungen setzen sich fort, und die Figur verfolgt ihre Ziele weiter. Die Spannung steigt.
Deshalb… Die Geschichte erreicht ihren Höhepunkt: Der Hauptcharakter steht vor der größten Herausforderung oder dem wichtigsten Moment der Handlung.
Bis schließlich… Der Wendepunkt: Der Protagonist bzw. die Protagonistin bewältigt schwierige Hindernisse oder trifft eine entscheidende Wahl. Dies ist der intensivste und emotionalste Moment der Geschichte.
Und seit jenem Tag… In der Auflösung wird gezeigt, wie sich das Leben der Hauptfigur oder die Welt, in der sie lebt, verändert hat. Offene Fragen werden geklärt, und die Geschichte wird abgeschlossen.
Das Save the Cat Beat Sheet
Die Save-the-Cat-Beat-Sheet-Methode wurde von dem Drehbuchautor Blake Snyder entwickelt und unterteilt eine Handlung in 15 zentrale Handlungspunkte, die sogenannten “Beats”. Basierend auf der klassischen Drei-Akt-Struktur bietet dieses Modell zum Aufbau einer Geschichte eine klare, detaillierte und organisierte Struktur für das Storytelling. Besonders Anfänger*innen hilft dies, ihre Ideen zu organisieren und einen fesselnden Handlungsbogen zu entwickeln.
Eröffnungsbild: Die erste Szene etabliert den Ton, das Setting und den Protagonisten oder die Protagonistin der Geschichte. Das Bild, das dadurch erzeugt wird, sollte mit dem Schlussbild am Ende der Geschichte korrespondieren.
Setup: Im zweiten Schritt wird die Exposition weiter vertieft. Hierbei geht es um die Einführung in die normale Welt der Hauptfigur, ihre Ziele, Motivationen und Schwächen.
Thema erklärt: Ein Charakter oder Ereignis deutet das zentrale Thema der Geschichte auf subtile Weise an. Der Protagonist bzw. die Protagonistin erkennt die Bedeutung dieses Themas allerdings erst im Verlauf der Handlung.
Katalysator: Ein unerwartetes Ereignis verändert die Welt der Hauptfigur und fordert sie heraus, auf diese Veränderungen zu reagieren und somit ihre Komfortzone zu verlassen. Hier wird die eigentliche Handlung in Gang gesetzt.
Debatte: Der Hauptcharakter hadert mit der Entscheidung, ob er handeln soll oder nicht. Zweifel und Konflikte stehen im Mittelpunkt dieser Phase.
Übergang in den zweiten Akt: Schließlich hat sich der Protagonist bzw. die Protagonistin dazu entschlossen, auf die Veränderungen in seiner oder ihrer Welt zu reagieren und begibt sich in eine neue, oftmals herausfordernde Situation.
Nebenhandlung (B-Story): Ergänzend zur Hauptgeschichte wird eine Nebenhandlung mit Nebenfiguren eingeführt. Diese dient als emotionale oder thematische Ergänzung, z. B. eine Liebesgeschichte oder ein Mentor-Schüler-Verhältnis.
Spaß und Spiele: Der Hauptcharakter erkundet die neue Welt, in die er sich hineinbegeben hat. Er, erlebt erste Erfolge und nutzt seine neu gewonnenen Fähigkeiten. Dieser Abschnitt der Geschichte ist von Leichtigkeit und Kreativität geprägt.
Mittelpunkt: Ein bedeutender Wendepunkt verändert den Verlauf der Geschichte. Der Protagonist bzw. die Protagonistin erlebt entweder einen großen Sieg oder eine schmerzhafte Niederlage. Infolgedessen wird sein bzw. ihr Ziel neu definiert.
Die Bösewichte rücken näher: In dieser Phase gewinnen die gegnerischen Kräfte an Stärke. Die Hauptfigur sieht sich zunehmend schwierigen Hindernissen gegenüber und die Situation wird ernster.
Alles ist verloren: Der Charakter erleidet einen schweren Rückschlag oder eine Niederlage, z. B. den Verlust eines Verbündeten oder eines wichtigen Gegenstands. Seine Hoffnung schwindet und er befindet sich in einer Krise.
Dunkle Nacht der Seele: Wir befinden uns am Tiefpunkt der Geschichte und alle Hoffnung scheint verloren. Der Protagonist bzw. die Protagonistin muss sich seinem bzw. ihrem inneren Konflikt und seinen Schwächen, um das Blatt zu wenden. Mit der daraus entstehenden Spannung nähert sich die Handlung ihrem Höhepunkt.
Übergang in den dritten Akt: Die Hauptfigur gewinnt neue Erkenntnisse, häufig durch Ereignisse in der Nebenhandlung, die sich als Schlüssel zur Lösung des Problems oder zur Überwindung der zentralen Herausforderung erweisen. Das bringt sie dazu, einen Plan zu entwickeln und neue Kraft für die letzte Herausforderung zu schöpfen.
Finale: Am Höhepunkt der Geschichte muss der Protagonist bzw. die Protagonistin die erlernten Fähigkeiten und das gesammelte Wissen einsetzten, um das zentrale Hindernis zu überwinden. Alle Handlungsstränge werden zusammengeführt.
Abschlussbild: Die letzte Szene zeigt, wie der Charakter sich im Verlauf der Handlung verändert hat. Sie spiegelt seine Reise und das zentrale Thema der Geschichte wider, und nimmt Bezug auf die Eröffnungsszene.
Der Story Circle oder auch Plot Embryo
Die Storytelling-Methode des Story Circle oder auch Plot Embryo genannt, richtet ihren Fokus auf die innere Motivation des Protagonisten oder der Protagonistin und gibt der Geschichte gleichzeitig Struktur. Diese Erzählweise nach Dan Harmon ist kreisförmig aufgebaut und lässt sich in acht Phasen unterteilen, welche die Hauptfigur der Handlung durchläuft:
- You (Komfortzone): Zu Beginn der Geschichte befindet sich der Protagonist bzw. die Protagonistin in einer stabilen Situation, in der er oder sie sich wohlfühlt.
- Need (Bedürfnis): Die Hauptfigur will etwas, was mit einem Wunsch nach Veränderung einhergeht. Dieses Bedürfnis bringt sie schließlich dazu, ihre Komfortzone zu verlassen.
- Go (Ungewohnte Situation): Durch das Verlassen der Komfortzone begibt sich der Charakter in neue, unbekannte Situationen, die Gefahren und Herausforderungen mit sich bringen.
- Search (Prüfung): In der neuen Situation muss der Protagonist bzw. die Protagonistin nun Prüfungen bestehen, Lösungen finden und sich anpassen, um sein Ziel zu erreichen.
- Find (Erreichen der Ziele): Es wurden alle Hindernisse überwunden, die Hauptfigur findet, wonach sie gesucht hat und erreicht ihr Ziel.
- Take (Preis zahlen): Der Erfolg hat seinen Preis, denn der Protagonist muss Opfer bringen oder Konsequenzen für sein Handeln tragen. Dadurch erkennt er eine wichtige Wahrheit oder gewinnt neue Erkenntnisse.
- Return (Rückkehr): Schließlich kehrt die Hauptfigur verändert und mit ihrem neu erlangten Wissen in ihre ursprüngliche Welt und Komfortzone zurück.
- Change (Veränderung): Durch die Reise und ihre Herausforderungen ist der Hauptcharakter gewachsen oder hat sich in einer anderen Weise verändert.
Der Tragic Plot Empryo
Eine abgewandelte Form des Plot Circles ist das Tragic Plot Embryo. Die Grundprämisse bleibt gleich: Der Protagonist oder die Protagonistin wird durch ein Bedürfnis dazu motiviert, die eigene Komfortzone zu verlassen, was zu ungewohnten Situationen führt, die er bzw. sie bewältigen muss, um das eigene Ziel zu erreichen. Allerdings scheitert der Charakter daran, das Ziel zu verwirklichen, da er nicht genug lernt oder sich nicht ausreichend verändert. Die Hauptfigur schafft es somit nicht, seinen Entwicklungsbogen abzuschließen. Daher umfasst das Tragic Plot Embryo lediglich sechs Schritte:
Du (Komfortzone): Die Hauptfigur beginnt in einer gewohnten, stabilen Situation. Doch ein Fehler oder Makel, oft aus ihrer Vergangenheit, hindert sie daran, sich zu verändern oder zu lernen.
Erwartung (Ziel oder Verlangen): Der Charakter entwickelt ein starkes Verlangen oder Ziel, sei es moralisch oder unmoralisch, das ihn antreibt. Seine Wünsche basieren oft auf seiner problematischen Vergangenheit.
Traum (Aufbruch und Hindernisse): Die Figur begibt sich auf die Suche nach seinem Ziel. Dabei begegnet sie neuen Herausforderungen und trifft auf Umstände, die ihr entgegenwirken.
Frustration (Konflikt und Anpassung): Die Konflikte eskalieren und der Protagonist oder die Protagonistin passt sich an die neue Situation an, um weiter gegen die Dinge, die ihm oder ihr entgegenwirken, zu kämpfen.
Albtraum (Unerträglicher Preis): Der Charakter erkennt, dass er sein Ziel erreichen könnte, doch der Preis dafür ist unerträglich hoch. Statt sich zu ändern, verdoppelt er seinen Fehler und bleibt auf seinem fehlerhaften Pfad.
Zerstörung (Scheitern und Verlust): Die Hauptfigur zahlt den hohen Preis und scheitert. Sie erreicht ihr Ziel entweder nicht oder nur auf eine Weise, die sie endgültig fehlerhaft macht. Eine Rückkehr in die Komfortzone ist nicht möglich.
Der Fokus des Tragic Plot Embryo Modells liegt auf dem Scheitern des Charakters und eignet sich für tragische, schurkenhafte oder antagonistische Figuren. Der Konflikt wird am Ende nicht aufgelöst und es gibt kein Happy End.
Kishōtenketsu
In der asiatischen Literatur wird sich oft einer Erzählstruktur mit vier Akten bedient: der Kishōtenketsu-Methode. Im Gegensatz zu westlichen Erzählmodellen verzichtet sie auf einen zentralen Konflikt oder Antagonisten. Kommen diese Storyelemente allerdings doch mal vor, beziehen sie sich auf innerliche oder alltägliche Hindernisse. Vielmehr konzentriert sich die Geschichte stattdessen auf die Entwicklung und Wendungen der Handlung und welchen Einfluss dies auf die Figuren und ihre Welt hat. Der Fokus liegt somit auf den Charakteren und der Atmosphäre der Geschichte. Besonders gut funktioniert diese Storytelling-Methode für Kurzgeschichten und Mangas, kann aber auch in längeren Formaten verwendet werden, die mit wenig Dramatik und äußeren Konflikten auskommen.
Die vier Akte sind:
Ki (Einführung): Der Protagonist oder die Protagonistin, das Setting und der Kontext der Geschichte werden vorgestellt. Dies schafft die Grundlage für die Handlung und gibt einen Einblick in die normale Welt.
Shō (Entwicklung): Die Geschichte entwickelt sich durch Veränderungen oder kleinere Ereignisse. Es gibt keine dramatischen Konflikte, aber die Charaktere oder ihre Welt bewegen sich voran.
Ten (Wendung): Die Handlung nimmt eine unerwartete Wendung. Dieser Moment überrascht und bringt eine neue Perspektive oder ein unerwartetes Element mit ein. Es ist der zentrale Punkt, auf den alles hinarbeitet. Es ist der Höhepunkt der Geschichte.
Ketsu (Auflösung): Die Wendung wird in die Geschichte integriert, und alle losen Fäden werden verknüpft. Der Schluss reflektiert die ersten drei Phasen und greift die Wandlung der Charaktere und Handlung, die durch die Veränderungen angestoßen wurde, mit auf.
Die Schneeflockenmethode
Die Schneeflockenmethode gilt als eine der bekanntesten Plot-Strukturmethoden. Sie ist einfach umzusetzen und hat bereits vielen Bestseller-Autor*innen weitergeholfen. Ihre einzelnen Schritte bauen aufeinander auf und sind miteinander verbunden, sodass eine einzigartige, durch komplizierte Verknüpfungen verstrickte Geschichte entsteht.
Die gesamte Handlung in einem Satz: Im ersten Schritt geht es darum, deine Geschichte in einem Satz zusammenzufassen. Es gilt, folgende Aspekte zu beachten:
- Höchstzahl von 15 Wörtern
- Verallgemeinern
- Noch keine Figurennamen benutzen
- Aus Sicht der Hauptfigur schreiben
- Stelle dir die zentralen Fragen: Was ist das Ziel? Wovon handelt die Geschichte?
5 Sätze mit Katastrophen und nur eine Lösung: Im nächsten Schritt sollen 5 Sätze formuliert werden.
Der erste Satz handelt von der Hauptfigur, dem Ort der Handlung, evtl. dem Zeitraum und am wichtigsten: Der Hintergrund und Aufbau der Story soll erläutert werden.
Der zweite Satz schildert eine erste Katastrophe, den ersten Konflikt, mit dem sich die Hauptperson konfrontiert sieht.
Der dritte Satz umfasst die zweite Katastrophe, die sich ergibt, während die Hauptfigur noch versucht, die erste Katastrophe unter Kontrolle zu bringen. Die Person verschlimmert die eigene Situation unbewusst.
Der vierte Satz beschreibt die dritte Katastrophe. Diese entsteht, während der Protagonist versucht die ersten beiden Katastrophen zu bewältigen.
Der fünfte Satz steht für den Schluss, der im Idealfall die Lösung aller bisherigen Katastrophen bedeutet.Die Protagonist*innen: In diesem Abschnitt sollen alle Hauptfiguren näher erläutert werden. Dabei können die Notizen zu folgenden Punkte helfen:
- Name
- Geschichte des Charakters in einem Satz
- Motivation, Ziele des Charakters
- Verhinderung der Ziele durch …
- Erkenntnisse und Veränderung des Charakters während der Geschichte
Aus 5 werden 25 Sätze: Nun gilt es, die 5 Sätze aus Schritt 2 mit jeweils 5 neuen Sätzen zu ergänzen. Am Ende entsteht ein Absatz mit 25 Sätzen. Beachte dabei: Alle Abschnitte enden in einer Katastrophe, nur der Schluss nicht. Folgendes kannst du in die neuen Sätzen einbauen:
- Auslöser: Wie und warum entsteht der Konflikt?
- Beteiligte: Wer partizipiert?
- Ausmaß: Wie konnte sich der Konflikt so drastisch verschlimmern?
- Umgang: Wie gehen die Charaktere damit um?
- Auftreten des nächsten Konflikts: Wie ist dieser entstanden, während versucht wurde, den ersten zu lösen?
Was bewegt deine Figuren?: Es sollte sich jetzt wieder intensiver mit den Charakteren auseinandergesetzt werden. In deinem Text kannst du folgende Fragen mit einbeziehen:
- Wie fühlen sich deine Figuren, was denken sie?
- Wer ist Freund und wer Feind?
- Welche Entwicklungen erleben deine Figuren?
- Welchen Moralkodex verfolgt deine Figur?
- Wie würde sie in den bedeutendsten Momenten deiner Geschichte handeln?
- Welche Stärken und Schwächen machen deine Figur aus?
Aus 25 Sätzen werden 4 Seiten: Wir kommen zurück zu deinen 25 Sätzen. Es ist Zeit, diese zu erweitern. Jedes 5er-Satz-Paket kannst du nun zu einer Seite weiterentwickeln. Du hast dann 4 Seiten Text. Auf diesen Seiten solltest du vermehrt auf die Logik und Strategie deiner Geschichte eingehen.
Mehr Infos über die Figuren: Es ist Zeit für die Hintergrundgeschichten der Charaktere. Du kannst dir über folgende Aspekte Gedanken machen:
- Lebenslauf
- äußeres Erscheinungsbild
- soziale Umgebung
- Geburtstag- und ort
- Motive
- Ziele
- Freizeitbeschäftigungen
- Ängste
- Eigenheiten
- Sprache
- prägende Erinnerungen etc.
Die Szenenplanung: Ausgehend von deinen vier Seiten Zusammenfassung beginnst du nun mit der Szenenplanung. Dafür erstellst du eine Tabelle, für jede Szene eine Zeile mit mehreren Spalten. Die Spalten geben die wichtigsten Details für alle Szenen vor. Vorschläge dafür sind:
- Ort
- Tageszeit
- Betrachtungswinkel
- Handlung
- Atmosphäre / Lichtverhältnisse
- wichtige Merkmale
Ergebnis nach dem Ausarbeiten: Eine Liste mit ca. 100 Szenen.
Jetzt wird ergänzt: Dieser Schritt ist optional. Ergebnis von Schritt 9 sollte eine 50-seitige Zusammenfassung sein, die aus ca. 100 Szenen besteht, die vorher durch Ergänzungen ausgearbeitet wurden.
Vom Entwurf zur fertigen Geschichte: Im letzten Schritt beginnt die eigentliche Arbeit, aber damit auch der beste Teil: Das Schreiben! Entfalte hier deine Kreativität, um die Charaktere und Szenen zum Leben zu erwecken.
Das Schreiben einer Zusammenfassung
Neben der Unterteilung in Akte oder der Heldenreise gibt es auch andere Methoden, die eigene Geschichte aufzubauen. Durch das Schreiben einer Zusammenfassung beispielsweise. Hierbei wird die eigene Geschichte lediglich in einem Fließtext zusammenfasst, ohne die Unterteilung in Kapitel oder Akte. Ein Vorteil ist, dass nicht sehr detailgetreu gearbeitet und auf bestimmte Einteilungen geachtet werden muss. Dies ermöglicht mehr Freiheiten und sorgt trotzdem dafür, einen roten Faden zu behalten. Zudem kann die Zusammenfassung als Vorlage für einen Inhaltstext und auch als Grundlage für das eigentliche Schreiben der Geschichte genutzt werden.
Die hier genannten Strukturen und Schemata zum Storytelling sind nur eine kleine Auswahl. Es gibt nicht die EINE richtige Struktur! Vielmehr kannst du beim Storytelling auch mehrere Muster anwenden, z. B. erst den Drei-Akter, den du später mithilfe des Sieben-Punkte-Systems verfeinerst. Hast du es schon einmal mit Sketchnotes versucht?
Schließlich können wir dir nun empfehlen, dir die Hilfe von qualifizierten Buchprofis zu holen. Ein professionelles Lektorat und ein professionelles Korrektorat werden dafür sorgen, dass dein Buch bereit für die Veröffentlichung ist.
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- wie du den perfekten Anfang schreibst
- wie du die Handlung deiner Geschichte planst
- wie Storytelling funktioniert
- die Ausarbeitung von Figuren
- wie du die Erzählperspektive wählst
- Korrekturlesen + Überarbeitung
- wie du eine Schreibroutine aufbaust
- wie du den idealen Buchtitel findest
- die 7 häufigsten Fehler beim Schreiben