Symbole in der Literatur als Autor*in richtig nutzen
Unsere Gastautorin Daniela Preiß hat sich mit Symbolen in der Literatur beschäftigt. In diesem Gastartikel erzählt sie, welche Symbole es überhaupt gibt, warum diese in der Literatur so wichtig sind und wie Sie als Autor*in diese für Ihre Geschichten nutzen können.
Inhaltsverzeichnis

Was sind Symbole?
Einmal angenommen, dass Ihr Smartphone klingelt. Automatisch greifen Sie danach und drücken auf den großen, grünen Punkt mit dem Telefonhörer. Das ist ein Symbol. Aber woher kennen Sie es? Oder ein anderes Beispiel: Harry Potter, aus der Feder von J. K. Rowling, ist mit einer blitzförmigen Narbe auf der Stirn gezeichnet. Doch was bedeutet sie? Warum hat die Autorin das so angelegt? Viele Symbole in der Literatur sind bekannt, darunter auch der Ring bei J. R. R. Tolkien. Hier kommt das Sinnbild schon im Titel: »Der Herr der Ringe«. Und es muss vernichtet werden, um die böse Macht in Gestalt des dunklen Herrschers Sauron zu besiegen.
Fraglos wird hier ein breites Feld beackert. Es gibt sogar das »Metzler Lexikon literarischer Symbole«, um in großer Vielfalt nachzuschlagen. Doch für den Anfang reicht eine Begriffsklärung aus. Ursprünglich leitet sich das Wort vom griechischen »sýmbolon« ab, was übersetzt so viel bedeutet wie Erkennungszeichen, Merkmal oder Sinnbild. Im Lateinischen folgt der Ausdruck »symbolum« und so entwickelt sich auch ein deutscher Begriff: »Symbol«. Konkret wahrnehmbar, steht das Symbol für einen abstrakten, nicht sichtbaren Sachverhalt. Immer wieder ist das nachzulesen, doch hilft so eine Definition? Mir jedenfalls nicht. Klarheit bekomme ich über die Internetseite Wortwuchs. Hier heißt es, dass ein Symbol meist ein konkreter Gegenstand ist, der für eine abstrakte Sache steht und beim Empfänger eine Assoziation auslöst. Symbole entstehen vor allem durch Wiederholungen, wobei sie in der Regel nicht von sich aus auf das Gemeinte verweisen, aber sehr oft etwas damit zu tun haben, weil sie ein Teil des Gemeinten oder eng damit verbunden sind. Exemplarisch fügen Sie die Narbe von Harry Potter ein und gehen die Anforderungen schrittweise durch. So wird verständlich, was Symbole in der Literatur sind. Doch wie entstehen sie überhaupt? Und was erleichtert Ihnen, ein Sinnbild in das nächste Buch zu flechten?
Symbole in der Geschichte
Anfangs wurde ein Erkennungsmerkmal zwischen Parteien, zum Beispiel Händlern gebraucht. Das konnte eine Tonscherbe oder ein Knochen sein, den die Geschäftspartner in zwei Teile brachen, um jeweils eines mitzunehmen. Trafen dann die Personen (oder ihre Stellvertreter) wieder aufeinander, zeigte jeder sein Teilstück vor. So wusste der andere, dass er dem richtigen Mann gegenüberstand.

Täglich wies man den Symbolen eine praktische Bedeutung zu. Als literarisches Stilmittel zeichneten sie sich in Gedichten ab, doch genauso bei anderen Genres. Die Minneliteratur des Mittelalters, um ein Beispiel zu geben, verstand ein rotes Efeublatt als Symbol für die Liebe. Schon im dritten Jahrtausend vor Christus hatten stilisierte Darstellungen von Feigenblättern dieselbe Assoziation geweckt. Und seit der Antike verkörperte Efeu die ewige Liebe, weil er langlebig ist. Dieses Zeichen hat sich in ganz Europa durchgesetzt. Und davon abgeleitet, kennt heute jeder die Aussage von roten Herzen. Daneben gibt es Symbole aus Literaturepochen, voran die blaue Blume. In der literarischen Romantik, etwa 1795 bis 1845, drückte sie Sehnsucht und Liebe aus. Unter anderem charakterisierte sie auch Wanderschaft und Fernweh.
Wie funktionieren Symbole in der Literatur?
Die Beispiele zeigen, dass es häufig Bilder sind, die von den Menschen mit Bedeutung aufgeladen werden. Je nach Epoche, Kultur oder gesellschaftlicher Strömung sind sie anders besetzt. Den Daumen hochzurecken, bedeutet in Europa »Alles klar«. Im Mittleren Osten dürften sich Menschen, denen diese Handgeste gezeigt wird, beleidigt fühlen. Wenn Sie also überlegen, in Ihrem Buch Symbole zu benutzen, empfiehlt es sich, noch eine Frage zwischenzuschalten: Sind Ihre Leser*innen mit dem Hintergrund vertraut? Im Christentum erinnert das Kreuz an Frieden und Erlösung. Aber es gibt auch die Redewendung, jemand hat sein Kreuz zu tragen. Dabei kann es sich um eine Krankheit drehen, die bewältigt werden muss. Doch andere Probleme sind genauso möglich.
In der Kreuz-Trilogie weist Bestsellerautorin Petra Schier dem Kruzifix eine besondere Bedeutung zu. Hier ist es ein Schmuckstück: Kette, Anhänger und der Rahmen, worin er sich einfügen lässt. Unter drei Personen wird die Reliquie aufgeteilt. Und sie summt oder leuchtet, um zu warnen, wenn Ungemach droht. Schrittweise führt die Autorin ihre Leser*innen heran, damit sie enträtseln können, was es auf sich hat mit diesem Kreuz, einem Symbol in der Literatur. Vielleicht mögen auch Sie eine neue Verknüpfung herstellen. Vorausgesetzt, die Leser*innen Ihrer Bücher können schlüssig nachvollziehen, was Sie zum Ausdruck bringen wollen.
So bringen Sie Symbole in Ihren Roman
Damit Symbole ihre Kraft entfalten, müssen Sie natürlich keine Reihe entwickeln wie Tolkien oder Petra Schier. Es geht auch einfach: in Figuren oder mit dem Plot.
Symbole und Figuren
Die Narbe von Harry Potter, ein Tattoo, wie eine Figur läuft oder spricht: Das alles deutet auf ihre persönliche Vorgeschichte hin. Und die kann mit starken Gefühlen verbunden sein. Zumindest werden Einstellungen und Interessen deutlich. Warum entscheidet sich einer für Gothic-, Vintage- oder Hippielook? Will er vielleicht etwas verbergen? Überspielen? Hinterfragen Sie Ihre Romanfiguren und legen Sie Symbole an.
Symbole und Plot
In Kriminalromanen werden die Verbrechen häufig inszeniert. Der Täter will damit eine Botschaft senden. Ja sicher, hier überlagern sich die Punkte »Figur« und »Plot«. Aber die Frage bleibt: Wann im Handlungsverlauf zeigt die Figur dieses typische Verhalten? In allen Genres können Sie unterschwellig Hinweise streuen. Gibt es etwas, das eine Ihrer Figuren immer wieder tut? Und falls ja: Warum? Neben dem »Wann« entscheidet häufig auch das »Wo«. Schauplätze, die mit der Handlung verwoben werden, können Atmosphäre schaffen oder für etwas anderes stehen. Zum Beispiel, wenn eine Figur immer wieder von der Ostsee träumt, muss es dafür doch Gründe geben.
Symbole in der Literatur – Überarbeitung
Wenn Sie in Ihrer Denkweise darauf beharren, dass Ihr Buch Symbole braucht, so könnte das die Kreativität behindern. Im Schreibprozess verkrampfen Sie vielleicht. Doch ist es nur eine Option, Symbole mitzunehmen, und ganz bestimmt keine Verpflichtung. Machen Sie sich das bewusst. Am meisten zählt, Ihre Geschichte überhaupt zu schreiben. Und sobald der Entwurf im Kasten ist, beginnt das Überarbeiten. Sie lesen den Text noch einmal durch. Möglicherweise fällt Ihnen auf, dass Sie bereits unterbewusst Symbole eingebaut haben. Oder es ergibt sich noch, wie und wo Sie eines ergänzen könnten. Dann tragen Sie es einfach nach. Beachten Sie jedoch, dass stets Ihre Figuren die Geschichte erzählen und die Handlung fasziniert. Symbole sind weniger wichtig.
Warum Sie Symbole in Ihren Romanen verwenden sollten
Es ist nicht verkehrt, Symbole zu verwenden. Damit verleihen Sie Ihrer Geschichte mehr Tiefe und Bedeutung. Sie stellen, zwischen Ihrem Thema und dem Roman selbst, eine stärkere Verbindung her. Außerdem erweitert sich der Spielraum für die Interpretation. Wenn Sie Ihre eigene Symbolik erarbeiten und diese den Verlauf Ihrer Geschichte prägt, werden die Bücher für Ihre Leser*innen unverwechselbar. Die Symbole aus der Literatur können sich zum Beispiel auch im Cover spiegeln.
